DER SUMMACOM AKADEMIE Tipp der Woche

Empathie & Mitgefühl: Label oder Wegweiser?

Worum geht es bei „Empathie“ und „Mitgefühl“ ganz simpel betrachtet:

Um Begrifflichkeiten – ursprünglich mit „gehaltvollen“ Bedeutungen – die uns als Orientierungs- und Verständnishilfe dienlich oder gar wegweisend sein können. Das Problem mit Dingen, die in ihrem Ursprung durchaus Sinn ergeben: Sie nutzen sich ab, es wird über sie hinweg geschlittert, ohne sie in Gänze zu betrachten.

So wird häufig aus einem Begriff mit all seinen Bedeutungen ein „LABEL“.

Auch mit Gehalt, aber wesentlich oberflächlicher. Einerseits wollen und brauchen wir Definitionen, anderseits wollen wir uns nicht alles „vorschreiben“ lassen. Was, im Sinne der Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit ja durchaus Sinn ergibt. Da wir von Grund auf nach Belohnung und Schmerzvermeidung streben, ist es ganz natürlich, sich eigene „Definitionen“ aufzubauen.

Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema „Stress“, erlebe ich dieses „Etikettieren eines Labels“ häufig: „Stress? Nee betrifft mich nicht. Ich hab‘ keinen Stress. Den macht man sich doch nur selbst.“

– „Okay. Was heißt Stress denn für Dich: Überforderung? Genervt-Sein? Ambivalenz-Empfinden? Power? Ansporn? Energie?“

Wie wir etwas für uns persönlich (und für Andere) definieren, entscheidet über unsere weiteren Gedanken, damit verbundenen Emotionen und Handlungen.

Wie verhält es sich also mit den beiden Begriffen „Empathie“ und „Mitgefühl“ definitorisch?

Der Duden sagt: Empathie ist die „Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen.“

Spannend: Weder „Bereitschaft“ (Ich kann, will aber nicht) noch „Einstellungen“ (was ist mit dem Rest?!) hatte ich bisher bewusst im Fokus. Wenn wir zusätzlich den Begriff „Psychologie“ in unsere Bedeutungs-Suche miteinbeziehen, wird es schon umfassender: Zum „Einfühlen“ gesellt sich das „Nachempfinden“ und der Kontext weitet sich auf die Erlebnisse und Gefühle anderer aus.

Bei dem Begriff Mitgefühl wird es schon dramatischer: Im Wörterbuch finden wir die folgende Beschreibung: „Anteilnahme am Leid, an der Not o. Ä. anderer.“

Oh. Gefühlt darf ich Mitgefühl also nur dann haben, wenn mein Gegenüber sich in einer eher negativ-gefärbten Lage befindet bzw. muss etwas Schlimmes oder Trauriges präsent sein, damit Mitgefühl Sinn macht. Und bei Positivem? Fühlen wir da nicht MIT?

Welche gestellten Anforderungen erleben wir bezüglich „Empathie“ und „Mitgefühl?“

Letztlich haben wir alle irgendwann gelernt, dass Empathie zu unseren „Sozialen Kompetenzen“ zählt und sie bei jedem unterschiedlich stark ausgeprägt ist, sich innerhalb einer gewissen Range weiter ausbauen lässt und für das Miteinander unabdingbar ist. Meines Erachtens wurde dabei irgendwie versäumt, uns auch den Umgang mit den „Nebenwirkungen von Empathie“ zu lehren, wenn es ins Eingemachte geht: „Empathie heißt, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen.“

– „Ja, aber bleib dort bitte nicht sitzen! Vergiss nicht, dennoch bei DIR zu bleiben.“

Und Mitgefühl… nun ja… das ist sozial auch ziemlich erwünscht oder? (In unserer Urteilsfällung bezüglich des Einfühlungsvermögens anderer sind wir schließlich auch oftmals radikal).

Also sind wir einfühlsam, kümmern uns, sind für andere da. Wir eignen uns eine empathische Haltung an, führen empathische Gespräche inklusive empathischer Mimik und Gestik und empathischer Formulierungen.

Unserem Gegenüber geht es dann besser – uns geht es bestmöglich auch gut, aber manchmal passiert Folgendes: Wir haben es ein bisschen übertrieben mit dem Perspektiv- / Schuh-/ Brillen-/ Sichtweisen-Wechsel und bleiben „stecken“.

Was dazu führt, dass wir den „Ballast“ unseres Gesprächspartners an uns kleben haben (während er „leichter“ weiter gehen kann- was zumindest ja für ihn etwas Positives ist).

Wir dürfen nicht vergessen, dass bei jedem Perspektivwechsel bei uns selbst bestimmte Prozesse in Gang gesetzt und persönliche Themen getriggert werden können.

Das passiert mal mehr, mal weniger bewusst und mal mehr, mal weniger in eine positive oder eine negative Richtung.

Möglicherweise sind wir dann wieder bei unserem „Fell-Thema“:

„Da musst Du Dir ein dickes Fell zu legen!“ –  „Ja, aber was denn jetzt? Ich soll mich doch in das Fell des Anderen hineinversetzen, dazu muss ich doch meins ablegen?!?“

Ganz schön anstrengend. Der Einfachheit halber und des Energiesparens wegen, schieben wir die Verantwortlichen-Karte unserem Gehirn zu: Dort sollen sich nämlich unser Schmerzempfinden und Empathie bestimmte Areale teilen. Daher ist es nicht einfach, z.B. den „Schmerz“ anderer von dem eigenen zu unterscheiden bzw. eine Grenze herzustellen, die empathisch sein dennoch zulässt.

Hierzu ein kleines Beispiel:

Vor einigen Tagen wurde mir spontan ein Weisheitszahn gezogen. Ich suchte direkt danach eine Apotheke auf, getrieben von physischen (und psychischen Verlust-) Schmerzen.

Nachdem ich der Apothekerin mein Anliegen schilderte, bewahrte sie zuerst Fassung und sagte dann beim Kassieren des Schmerzmittels: „Ich darf gar nicht daran denken, dass Ihnen gerade ein Weisheitszahn gezogen wurde, sonst bekomme ich eine Panik-Attacke.“

Woraufhin ich sagte: „Oh Nein, das wollte ich nicht!!“

Fakt: Es ging uns beiden nicht gut.

Es lebe die Empathie! 🙂

Ein Geschäft weiter fiel das Adrenalin weiter ab, gemeinsam mit meinen rhetorischen und kognitiven Fähigkeiten, weshalb ich mich mit dem Weisheitszahn-Verlust entschuldigte. Dabei entgegnete mir die Dame gegenüber Folgendes:  „Oh Sie Arme. Gute Besserung.“

Erkennen Sie den Unterschied?

Perspektiv-ÜBER-Nahme versus An-TEIL-Nahme.

Wir benötigen die Fähigkeit Empathie, um Mitgefühl aufbringen und zeigen zu können.

Umgekehrt bedeutet Empathie jedoch NICHT, dass wir automatisch mit dem anderen mitfühlen – was in Ordnung ist, je nach Kontext und Intention. Manchmal nutzen wir Empathie „nur“, um Sachverhalte und Zusammenhänge sowie Verhaltensweisen verstehen und entsprechende Rückschlüsse ziehen sowie passende Reaktionen wählen zu können.

Folglich lässt sich zwischen einer „kognitiven Empathie“ (rational erkennen = hineinDENKEN) und der „emotionalen Empathie“ (emotional empfinden = hineinFÜHLEN) unterscheiden.

Sind wir also bei einem Perspektivwechsel mit negativen Emotionen konfrontiert, ist unsere persönliche Abgrenzung im Sinne eines positiven Selbstschutzes in „Gefahr“. Dies kann uns viel Energie kosten, wenn wir beim Hineinversetzen sozusagen das Päckchen ÜBER-nehmen.

Andererseits: Lassen wir die negativen Emotionen unseres Gegenübers ganz außer Acht (eventuell um „Schmerz zu vermeiden“), riskieren wir dadurch, wichtige und entscheidende Aspekte zu übersehen.

Was machen wir nun mit all diesen Überlegungen?

Mein Vorschlag: Wir decken erst einmal das Etikett Empathie und auch das Etikett Mitgefühl ab.

Mit einem „unbeschrifteten Blick“, lassen sich entscheidende Faktoren nämlich (wert)freier fokussieren.

Stellen Sie sich – bezogen auf ein bestimmtes Thema, in einem bestimmten Kontext und den entsprechend  Beteiligten – folgende Fragen:

  • Liefern mir die „Sachfaktoren“ in der Situation des Anderen ausreichend Informationen, um den Sachverhalt aus seiner Perspektive zielführend zu erfassen?
  • Oder komme ich zu einer anderen Lösung, wenn ich seine damit verbundenen Bedürfnisse und Emotionen ebenfalls betrachte? Und wie stark muss ich diese nachempfinden können, um auf geeignete Weise aktiv zu werden?
  • Was ist meine Intention, mein Ziel, mein Fokus:

Eine rationale Betrachtung? Ein Verbindungsaufbau? Unterstützung auf verschiedenen Ebenen? Eine knackige Lösung oder eine ganzheitliche Lösung?

  • Welche Erfahrungen habe ich diesbezüglich in der Vergangenheit gesammelt: Was hat gut, was weniger gut funktioniert?
  • Wie geht es mir damit? Wie gut kann ich mich selbst abgrenzen und dennoch nachempfinden?

Im Sinne der Empathie – oder des Mitgefühls, müssen Sie sich mit dieser Reflexion nicht alleine auseinandersetzen: Wir bieten Ihnen Unterstützung, wenn es darum geht, das Optimum des „Hineinversetzens“ optimal zu nutzen. Sowohl in der alltäglichen Kommunikation, als auch konkret im Beschwerdemanagement und im Vertrieb sowie zur persönlichen Selbstregulation und Selbstwirksamkeit. Deshalb schauen Sie doch gerne mal bei uns vorbei:

Empathie und Mitgefühl sind rentabel. Wenn wir richtig damit umgehen.

Tun Sie also etwas Lohnenswertes – für Ihre Kollegen, Mitarbeiter, Geschäftspartner, Ihre Mitmenschen und vor allem für sich selbst! 

Ihr Trainer der SUMMACOM AKADEMIE,  Catarina Zimmermann